Dienstag, 24. September 2019

Vor einem Jahr... und einem Tag...

... da war noch alles wie selbstverständlich....
Da war noch alles gut.

Vor einem Jahr und einem Tag, da hat unser Rocky noch gelebt. Da hätte niemand den Gedanken gehegt dass man ihn am nächsten Tag bereits nicht mehr so schnell sehen würde. Für mehr als drei Tage blieb er verschwunden bis die Gewissheit kam dass er mich nie wieder begrüßen würde wenn ich von der Arbeit nach Hause kam.
Wer möchte, kann meine Geschichte von vor einem Jahr gerne hier nachlesen: Kaltes Land


Das Grab, das mein Vater für unseren Rocky angelegt hat.

Heute, am 24. September, ist der erste Todestag meines treuen und freundlichen Gefährten Rocky. Es wird das letzte Mal sein dass ich hier im Blog über ihn schreibe denn er ist nach wie vor immer in meinem Herzen. Ich möchte lediglich meine Gedanken zu ihm, und meine Gefühlswandlungen, meine Eindrücke und Erkenntnisse dieses vergangenen Jahres seit seinem Verlußt mit euch Teilen.

Wenn meine Gedanken zu diesem Tag von damals schweifen, dann fühlt es sich an wie an diesem Tag. Man sagt immer Zeit heilt alle Wunden aber ein Jahr ist in diesem Fall einfach nichts. Das Gefühl ist, als wäre es gestern gewesen. Das Gefühl ist, als würde ich in dieser Wiese stehen, diese warme Septembersonne spüren, den leichten Herbstwind auf der Haut und meinem Tränennassen Gesicht. Das seelenzerreißende Gefühl dass ich hatte als ich auf seinen toten Körper hinabblickte. Es ist genau wie damals. Vielleicht bin ich heute nicht mehr so ungehalten, verstecke meine Tränen die mir vielleicht kindischer Weise nach wie vor kommen wenn ich mich dazu hinreißen lasse an diese schrecklichen Tage zu denken.
Allerdings muss ich sagen dass ich nach all den Erkenntnissen auf gewisse Weise "glücklich" sein kann. Ich weiß, das hört sich komisch an aber so ist es nüchtern betrachtet. Wie viele wissen nicht was aus ihren vierbeinigen Lieblingen geworden ist? Wo sie hin entschwunden sind? Was mit ihnen geschehen ist... ich weiß es.
Ich weiß wo Rocky zu tode kam... und in etwa wie. Den Anblick seines Körpers werde ich nie im Leben mehr vergessen und das ist vielleicht gut so für die Zukunft. Es war mir eine Ehre ihn zu finden. Es wird mir ein Mahnmal für die Zukunft sein mir keine Katze mehr zuzulegen. Denn das Gefühl hatte ich nach seinem Fund, nachdem ich seinen Verlußt mit seinem Begräbnis abschließen konnte.
Zum ersten mal verstand ich meine Eltern wenn ich als Kind darum bettelte eine Katze haben zu dürfen. Sie wussten dass irgendwann auf irgendeine Art ein Abschied erfolgen würde. Da ich in allem einen Grund sehe kam ich zu dem Schluss dass es vielleicht deshalb passiert ist dass ich das auf schreckliche aber prägende Weise begreife.
Es war imens schwer meiner Tochter davon zu erzählen. Im Nachhinein betrachtet überlege ich wie oft meine Eltern in dieser Situation waren in der sie mir vom Verlußt meiner Katze erzählen mussten und die Aufgabe... die Last... hatten mich zu beruhigen.
Wenn ich an all das denke, weiß ich nun warum sie mir damals eher von einer Katze abgeraten hatten. Ich verstehe es jetzt und ich bin noch immer der Meinung dass ich nach Jenny (bitte lass sie noch lange gesund und munter sein) keine Katze mehr ins Haus holen werde. Meine Seele ist was das angeht bereits genug geschändet. Als Kind fand ich meine Katzen meistens selbst auf dem Nachhauseweg tot am Straßenrand...

Ich habe oben vorhin "selbstverständlich" erwähnt... vielleicht fragen sich manche warum.
Allein aus einem einzigen Grund: Man darf NICHTs, absolut NICHTS als selbstverständlich ansehen. In meiner "Kaltes Land" Geschichte habe ich erwähnt dass ich Rocky oft mal stehen ließ obwohl er gestreichelt werden wollte. "Dafür ist später noch Zeit" dachte ich vielleicht in manchem Moment. Oder "Morgen"... oft gibt es allerdings kein Morgen...
Also: Nichts selbstverständlich nehmen!

Ja... ein Jahr ohne ihn ist nun vorbei doch das Gefühl ist noch ziemlich dasselbe wie am Tag als ich ihn fand. Aktzeptiert, hingenommen, verkraftet und beruhigt weil ich weiß dass er oben in seinem Grab liegt. Weniger weh? Nein... nicht wirklich.
Jenny wird dafür seit einem Jahr ziemlich verhätschelt. Seitdem sie im Oktober/November vorigen Jahres auch ziemlich krank war, darf sie nicht mehr nach draußen und genießt es nun hier in die räumlichkeiten zu dürfen und jede Menge Streicheleinheiten. Und mich plagen zeitweise Schuldgefühle weil Rocky das nicht durft... natürlich fehlt er mir aber laut der Geschichte um die Regenbogenbrücke wartet er ja auf der anderen Seite auf mich...

Ich habe von einer sehr lieben Freundin ein Buch darüber geliehen bekommen... aber ich hab es bis heute nicht geschafft es zu lesen, ja nicht mal aufzuschlagen... vielleicht ist es besser so und ich verlasse mich da auf meine eigene Vorstellung.
Jedenfalls besagt die Geschichte dass man auf der anderen Seite dann wieder mit seinen Tieren vereint ist. Sie waren am anderen Ende der Regenbogenbrücke auf einen. Wenn das wirklich so ist, dann habe ich keine Angst mehr vor diesem weit entfernten Tag wenn ich zu ihnen gehe. Sicher weiß ich dass dann jedenfalls ein ganzer Katzenclan auf mich warten wird. (Ich wäre dann wohl sowas wie die verrückte Katzen-Lady im Jenseits, um mir hier einen kleinen Scherz zu erblauben... auch wenn es eher wehmütig ist.) Und Rocky wird mich begüßen wie er es hier immer getan hat. Ich will an diesem Glauben festhalten.

Neulich stolperte ich über dieses Bild:
 und es hat mich ime rsten Moment bis aufs Tiefste zerstört. Bis ich nachzudenken begann. Wie ich oben schon sagte, ich halte daran fest. Sogar von seinem Grab verabschiede ich mich jedesmal mit einem "Man sieht sich" (irgendwann...) ^-^

Und nicht nur wegen ihm. Irgendwie hat Rocky ein "großes Sterben" eingeläutet...
So habe ich im Jänner und im März darauf, zwei meiner drei Großeltern verloren. Ich dachte nur, seit Rocky hört es einfach nicht auf... das Gefühl wurde mit der Zeit taub, abgeschirmt um nicht ganz in die Knie zu gehen... doch auch da dachte ich an diese andere Seite. In einem heiteren Moment dachte ich mir: Jetzte kann mein Opa mit meinem anderen Opa im Jenseits Karten spielen... und als meine Oma dann gestorben ist dachte ich mir, sie folgt ihrem geliebten Mann einfach...
Jenseits... viele mögen sagen dass das totaler Unsinn ist. Ich sage die Frage ist, ob man dran glauben "will". Ohne sich so einen Ort vorzustellen, wie trostlos ist das Leben dann bitte?
Ich für meinen Teil glaube daran...

Immer wenn ich oben am Grab meines "Seelenheils" wie ich ihn nenne, sitze überkommt mich so eine Ruhe. So ein seltsamer Frieden. Die Gewissheit dass ihm nichts mehr passieren kann weil er wohlbehütet in seinem Grab liegt. Von der Sorge um ihn wurde ich damals befreit als ich Gewissheit hatte. Oft bin ich noch traurig, aber der Trost zu wissen was aus ihm wurde hilft schon imens. Allerdings habe ich auch wahrgenommen das ich oft viel weniger Mitgefühl mit Mitmenschen oder anderen Leidtragenden die irgendwelche Probleme haben. Manchmal kommt mir vor, als hätte ich sämtliche Gefühle dieser Art mit ihm begraben. Ich frage mich ob es daran lag weil ich vor einem Jahr quasi eine kleine Hölle durchlebt hab oder weil ich keine neuen Sorgen mehr tragen kann... ich bin noch nicht fündig geworden ob diese neue Eigenschaft, weniger Mitgefühl zu empfinden, nun gut oder schlecht sein soll...

Der Spruch auf dem Deko-Herz dass ich damals für Rockys Grab gekauft habe könnte treffender nicht sein. Vor meinem geistigen Auge sehe... höre... spüre ich ihn noch immer. Und in manchen Träumen offenbart er sich mir auch wenn er zuerst oft eine ander Gestalt hat. Auch wenn ich mich oft nicht mehr dran erinnern kann dass er da war, aber vom Gefühl er war er mir nahe. Ich glaube daran... ich will es zumindest auch glauben.
Ich wollte das nur alles nochmal los werden bevor ich die nächsten Jahre nur noch im stillen an ihn Gedenken werde. Das erste Jahr ist das Schlimmste sagt man... ich bin gespannt ob das Stimmt. Die meisten werden mich ohnehin für Verrückt erklären wenn ich nach einem Jahr noch immer wegen "einer Katze" rumheul. Für jene die so denken: Lasst es. Sprecht nicht mit mir darüber und lasst mir meine Gedanken. Denn ich brauche diesen Glauben, auch wenn er für manche Unsinnig erscheinen mag.

Und als würde er mich von drüben grüßen wollen, haben die Nelken die ich auf sein Grab gepflanzt habe, vor ein paar Tagen angefangen Knospen zu tragen und sogar ein wenig zu blühen. Und das im September... Sogar das Wetter ist heute dasselbe wie an dem Tag als ich ihn fand.


In tiefem Gedenken an Rocky.
Bis in ferner Zukunft mein Freund.
Danke.

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